Umweltkritische Finanzierungen teilweise gestiegen
In die umstrittene Ölgewinnung aus Teersand stecken vor allem nordamerikanische Banken immer noch hohe Milliardensummen. Europäische Institute sind in puncto umweltkritische Finanzierungen und Kreditvergaben mittlerweile deutlich vorsichtiger, wie ein von Nichtregierungsorganisationen (NGO) vorgelegter Bericht zeigt.
Größter Treiber für den Anstieg der Finanzierung war der Bereich Teersand. Zwischen 2016 und 2017 ist dieses Segment um rund 111 Prozent gewachsen. Die massive Ausweitung der Bankkredite auf mehr als 97 Milliarden US-Dollar hat vor allem dazu geführt, dass Kohle als der bisher am stärksten finanzierte Energieträger abgelöst worden ist. Die Royal Bank of Canada, die Toronto-Dominion-Bank und JP Morgan Chase sind die Hauptprotagonisten in diesem Geschäftsfeld. Letztere hat etwa die Finanzierung von Öl aus Teersand vervierfacht und auch die Fördermittel für den Kohleabbau um das 21-fache erhöht.
Kohlebergbau und Kohlekraft
Nach dem Auslaufen des Post-Paris-Abkommens hat sich die Kohlebergbaufinanzierung dem Bericht zufolge weltweit eingependelt. Außerhalb Chinas hat sie sich im vergangenen Jahr allerdings mehr als verdoppelt. Von den knapp 52 Milliarden US-Dollar, die in den vergangenen drei Jahren in den Kohlebergbau geflossen sind, kommt das meiste Geld zwar weiter aus dem Reich der Mitte, etwa von der China Construction Bank, der Bank of China, der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) und der Agricultural Bank of China (Plätze eins bis vier). Mit Goldman Sachs, der Deutschen Bank sowie der Credit Swiss rangieren auf den folgenden Plätzen fünf bis sieben jedoch bereits große westeuropäische Banken. Ähnlich ist die Situation im Bereich der Kohlekraft. Auch sie wird im großen Stil von chinesischen Banken finanziert. In das gesamte Segment sind zwischen 2015 und 2017 mehr als 93 Milliarden US-Dollar geflossen. Die europäischen Institute haben sich hier allerdings teilweise bereits umfangreichere Selbstbeschränkungen auferlegt, wie der Bericht dokumentiert.
Arktis-Öl
Die untersuchten Banken haben zwischen 2015 und 2017 mit fünf Milliarden US-Dollar die Ölförderung aus der Arktis finanziert, angeführt von der BNP Paribas, der Deutschen Bank und der Canadian Imperial Bank of Commerce (CIBC). Die Finanzierung hat sich damit in den vergangenen drei Jahren jedoch fast halbiert. Einige Geldhäuser haben ihr Engagement nahezu vollständig zurückgefahren. Umweltexperten fürchten, dass vor allem der Ausbau der Öl- und Gasförderung in Alaska zu einem Anstieg globaler Treibhausgasemissionen führen dürfte. Die Ausweitung bedroht dem Bericht zufolge zudem den Lebensraum der Ureinwohner Alaskas.
Tiefsee-Öl
Die Finanzierung von Tiefsee-Öl-Projekten belief sich auf 52 Milliarden US-Dollar, angeführt von JP Morgan Chase, HSBC und der Bank of America. Die Deutsche Bank rangiert hier mit insgesamt mehr als drei Milliarden US-Dollar auf Platz sechs. Eine Selbstbeschränkung durch entsprechende Regeln findet sich über alle 36 Banken betrachtet in diesem Geschäftsfeld so gut wie nicht. Lediglich zwei kanadische Banken sind in der Tiefsee-Ölförderung nicht engagiert.
Flüssigerdgas-Export (LNG)
Zu Flüssigkeit gekühltes fossiles Gas kann auf riesigen Lastkähnen über Ozeane verschifft werden, um wieder vergast und dann in Kraftwerken rund um die Welt verbrannt zu werden. Der dadurch erzeugte Strom hinterlässt einen großen CO2-Fußabdruck. Gerade die zusätzliche Energie, die zum Verflüssigen, Versenden und Regasifizieren von LNG benötigt wird, macht es doppelt so kohlenstoffintensiv wie Erdgas. Hinzu kommt das Treibhausgas Methan, das in zwar geringen Mengen aus Bohrlochköpfen und Rohren austreten kann, aber das Klima stärker schädigt als Kohle. Vor allem LNG-Terminals können Gesundheit, Sicherheit und Lebensgrundlagen nahegelegener Küstenregionen gefährden. Immerhin haben Banken 45 Milliarden US-Dollar in LNG-Aktivitäten von Unternehmen gesteckt. Allerdings ist in diesem Sektor die Finanzierungssumme ebenfalls rückläufig.